Freiheit und Tod

Installation aus Opferstock und Abreißblock; auf der Vorderseite jedes Blattes Kreuze, auf der Rückseite ein Text über den Zusammenhang zwischen menschlicher Freiheit und dem Wissen um die eigene Sterblichkeit. Der Besucher darf einen Euro in den Opferstock werfen und dafür ein Blatt abreißen und mitnehmen. Die Arbeit eignet sich gut für Nischen, wird aber selbst bei prominenter Hängung oft erst auf den dritten Blick wahrgenommen. Ursprünglich als Beitrag zur Gruppenausstellung >Freie Elemente vom 2. bis 28. Februar 2007 im artclub Köln konzipiert.

HB55, Berlin, 2011

Der Mensch ist frei, weil er weiß, dass er stirbt. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Gleichzeitig ist er, weil er frei ist, ein Element, also etwas Vereinzeltes, denn jeder stirbt allein. Und jeder muss allein mit dem eigenen Tod klarkommen.
Wir brauchen einander, aber in dem Punkt können wir weder uns selbst noch einander helfen. Auch deswegen ist der Mensch das einzige Tier, das Artgenossen gezielt umbringt oder so genannten höheren Zielen opfert. Das sich selbst umbringt oder opfert.
Nur weil der Mensch sich selbst töten kann, kann er Artgenossen töten. Aber das ist kein Töten mehr, sondern Mord. Denn der Tod ist der große Gleichmacher, der jeder Moral Hohn spricht. Er überzieht uns mit einer gigantischen Gleichgültigkeit – nach unserem Tod ist alles ganz egal, und wir können nur einmal sterben. Das vergessen (verdrängen?, vernachlässigen?) die Befürworter der Todesstrafe.
Der Tod ist unser Element. Er gibt uns ein Leben als Mensch. Dass wir, um zu leben, einander brauchen, uns aber nicht den Schrecken vor dem Sterben nehmen können, das ist der Widerspruch, der uns trennt und die immer wieder neu aufgenommene Auseinandersetzung zur Bedingung jeder Beziehung macht.
(Text auf der Rückseite)